Ziel des Projekts „Archiv der erzählten Geschichte“ ist es, Zeithorizonte, Orte und menschliche Schicksale, die mit der Geschichte von Ober- und Niederschlesiens, Pommern, Ermland und Masuren in Zusammenhang stehen, unter Berücksichtigung des historischen und soziologischen Kontextes vor dem Vergessen zu bewahren. Die aufgenommenen Berichte haben einen mehrdimensionalen Wert. Bei den von den Zeitzeugen erzählten Geschichten handelt es sich um subjektive, bisweilen sehr emotionale persönliche Erinnerungen und Erfahrungen, welche eine individuelle Bewertung vergangener Ereignisse darstellen.
Im Rahmen des Projekts „Archiv der erzählten Geschichte“ (Archiwum Historii Mówionej, AHM), das seit 2009 durch das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Oppeln geleitet wird, wurden insgesamt über 600 Interviews geführt und gesammelt, die über die Internetseite
www.e-historie.pl zugänglich sind. Die Bezugspunkte der Berichte bilden im weitesten Sinne die Geschichte und Kultur Ober- und Niederschlesiens, Pommern, Ermland und Masuren. Die Interviews sind in thematische Blöcke unterteilt, wie zum Beispiel: Schlesien während der Vorkriegszeit (umfasst die Zeit vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs), der Zweite Weltkrieg, die Volksrepublik Polen, das religiöse Leben sowie Brauchtum und Aktivitäten der deutschen Minderheit.
Am Projekt beteiligen sich Jahr für Jahr junge Menschen – Gymnasiasten, Jugendliche der Sekundarschulen sowie Studierende, die zuvor in entsprechenden Geschichts- und Journalistik-Workshops auf die Durchführung der Zeitzeugeninterviews vorbereitet werden. Die Teilnehmenden wählen ihre Gesprächspartner eigenständig aus. Die entstandenen Texte werden nach einer professionellen Bearbeitung auf der Internetseite des Projekts veröffentlicht. Die Zeitzeugen werden auf Wunsch anonymisiert und dürfen das Interview in der Sprache ihrer Wahl führen – auf Deutsch oder Polnisch, aber auch in der oberschlesischen Mundart. Die Interviews sind auf der Internetseite im Audio- und Video-Format zugänglich, wobei das zweitgenannte Format vorherrscht. Ein Teil der gesammelten Berichte wird veröffentlicht.